Folge nicht deiner Leidenschaft

Auf der Suche nach Purpose und Leidenschaft wollen wir nicht nur in unserer Arbeit Erfolg haben, sondern auch noch Erfüllung finden.

Folge nicht deiner Leidenschaft

„Folge deiner Leidenschaft!“ Sicherlich hast du diesen Ratschlag schon mal gehört. Und er hört sich auch sehr verlockend an, oder?

Wer will schließlich nicht seine Leidenschaft leben? Wer möchte nicht seine Passion zum Beruf machen? Seine alltägliche Arbeit lieben?

Diese Aussage ist so verlockend, da sie so simpel und gleichzeitig gewagt ist.

Die Aussage impliziert, dass du dich nur trauen musst. Dass du nur genug Courage aufbringen und den Sprung wagen musst. Dass du eine Berufung hast, die du nur erkennen und ihr folgen musst. Dass dein Arbeitsleben anschließend fantastisch und voller Freude sein wird.

Natürlich hört sich das toll an.

Doch damit gibt es einige Probleme

Tatsächlich kann es ein sehr schlechter Ratschlag sein, einfach der eigenen Leidenschaft zu folgen. Zu oft sorgt er mehr für Unruhe, Verwirrung und Stress, als dass er wirklich hilfreich ist.

„Folge deiner Leidenschaft“, impliziert vor allem zwei Dinge:

  1. Du hast bereits eine Leidenschaft.
  2. Wenn du deine Leidenschaft im Beruf ausübst, dann wirst du deine Arbeit genießen und glücklich sein.

Beides muss so nicht stimmen. Viele Menschen haben gar keine Leidenschaft, der sie folgen könnten. Sie wissen nicht, was sie wollen oder was ihnen wirklich Spaß macht. Ich würde sogar behaupten, dass es sehr vielen Menschen so geht.

Weiterhin kann es schnell passieren, dass die Arbeit auch keinen Spaß macht, obwohl sie die Leidenschaft enthält.

„Deiner Passion zu folgen, ist sicherlich der schlechteste Ratschlag, den du geben oder erhalten kannst.“
– Mark Cuban (Unternehmer, Investor, Milliardär)

Keine Leidenschaft, keine Erfüllung?

Und hier kommt es schnell zu einem großen Missverständnis: Nur weil du deiner Leidenschaft nicht folgst, bedeutet es nicht, dass du nicht Spaß, Erfüllung und Bedeutung im Beruf anstreben kannst. Ganz im Gegenteil.

Es ist eine wunderbare Sache und definitiv erstrebenswert, Leidenschaft im Leben zu haben. Die Frage ist eher, wie wir dahin kommen.

Hier ist der Unterschied: Folge deiner Leidenschaft nicht, kultiviere sie.

Es ist nicht so, dass unsere Leidenschaft irgendwo wartet. Dass wir sie entdecken und ihr dann folgen könnten. Oft kommt die Leidenschaft nicht an erster Stelle.

Wenn wir günstige Arbeitsbedingungen haben und in einem Bereich immer besser werden, können wir Leidenschaft für etwas entwickeln. Natürlich klappt das nicht in allen Bereichen. Manche Bereiche liegen uns mehr als andere.

Statt gleich Leidenschaft anzustreben, können wir zuerst Freude und Meisterschaft anstreben. In einem Bereich wirklich sehr gut werden und es gerne tun. Dann können wir eine Leidenschaft für diesen Bereich kultivieren.

Es braucht Zeit, Engagement und öfter auch mal Überwindung. Das hört sich nicht so sexy an, wie einfach der eigenen Leidenschaft zu folgen. Doch es eröffnet uns eine völlig neue Perspektive: Es liegt an uns. Wir können stetig daran arbeiten und unsere Leidenschaft entwickeln.

Es ist also nicht sinnvoll zu sagen, „ich weiß nicht, was meine Leidenschaft ist“. Das bringt dich nicht weiter.

Stattdessen scheint folgende Aussage sinnvoller: „Ich habe bisher keine Leidenschaft kultiviert. Daher kann ich mich auf sehr wenige Sachen fokussieren und mit der Entwicklung meiner Leidenschaft beginnen.“

Du kannst die Suche beenden

Abschließend lässt sich sagen, dass der Weg zur wahren Leidenschaft weniger darin besteht, ihr blind zu folgen und sie stattdessen bewusst zu kultivieren.

Es geht nicht darum, auf eine mystische Offenbarung zu warten, sondern darum, dich aktiv in Bereiche einzubringen, die dich interessieren und in denen du wachsen kannst.

Wir können uns von der Vorstellung lösen, dass Leidenschaft eine vorgefertigte Bestimmung ist, die wir nur finden müssen. Vielmehr ist sie ein Garten, den wir mit Geduld, Hingabe und stetigem Engagement zum Blühen bringen.